Werkreihe Naturgemäss

H.C. Jenssen ist ein vorsichtiger, ein umsichtiger Mann. Ein subtiler Kolorist war er immer schon.
Sind das jetzt Gärten, in die er uns einlädt? Zeigt er uns Dinge vor, die noch nicht zu ihren Namen gefunden haben?
Es sind die Innenräume einer Seele, denke ich, die sich leicht und aus freien Stücken so mit der Welt verbunden hat,
dass es keine Grenze mehr gibt: kein Hier und kein Dort, kein Damals und kein Morgen. Alles ist jetzt.

Peter Rosei, April 2013

 

Naturszenerien an, eine Küstenlinie, Spiegelungen auf bewegtem Wasser, Wolkengebilde, stilllebenartig
angeordnete Früchte neben einem Krug... Ist es ein Krug? Da und dort öffnet eine einfallende
Helligkeit zusammen mit einer dunkleren Zone unerwartet einen Blick in die Tiefe.

Schaue ich länger hin, kann das Spiel der Helligkeiten, Farben und Gebilde seinen Naturbezug verlieren.
Ich sehe farbige Knäuel, Nester, Schraffuren, Gestreutes und Gesammeltes, das Malerische der Malereien.
Der gegenständliche Zusammenhang ist sehr beiläufig geworden und vorübergehend verschwindet er ganz.
Die Bilder bieten Inhalte, Deutungen an, vier Orangen, ein offenes Gewässer, die sie mir ein paar Augenblicke,
ein paar Blicke später wieder entziehen.
H.–C.s Bilder bleiben in Bewegung. Naturgemäss. Wie die Pappel, die beim geringsten Windhauch die hellere
Unterseite ihrer Blätter aufscheinen lässt, bei der geringsten Windstille zurückkehrt zum reglosen Pappelgrün.

Jürg Schubiger, Oktober 2013

 

Vielleicht Brandung mit einer farbigen Steinreihe. Das Wasser hell und dahinter dunkel wie Tinte
stäubt schäumt und atmet alle Nuancen von Licht. Anderswo knäueln sich die Farben bilden weiche
wollige Wesen Flecken oder zerfasern im Raum. Zitternde Symphonien in Blau Grau Ocker
wuselnde Tupfen die sich zanken und zausen vor lautem Strichgewitter. Aber da rötet sich ein
Ball mutiert zur Purpurrose und wir ahnen ein Bukett. Blumen schweben liegen stillebenmässig
oder nicht in heiterstem Orange in Gelb wie Mohn zart und umgeben von einem Farbrausch der die
ganze Palette bauscht. Die Farbe wogt vibriert leuchtet aus vielen Schichten und mündet wo sie
will in Formen Flocken die zerstäuben wie im Tanz.
Schwimmt hier ein Fisch? Blüht dort ein Feld? Ist das zum Sechseck geordnete Spiel eine Spiegelung?
Etwas reibt sich wüst etwas berührt sich zärtlich. Und flatternde Wolken.
Das Auge dringt fragend in diese Natur. Staunend. Und ruht und zuckt und sucht ihren Grund.
Und sieht: er ist Oberfläche und sieht: er ist Schlund.

Ilma Rakusa, Juni 2014

 

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